Soziometrie

Soziometrie
So|zio|me|trie auch: So|zio|met|rie 〈f. 19; unz.〉 Untersuchung der sozialen Beziehungen innerhalb einer Gruppe hinsichtlich Art u. Häufigkeit [<lat. socius „Genosse, Gefährte“ + grch. metron „Maß“]

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So|zio|me|t|rie, die; - [-metrie] (Sozialpsychol.):
Testverfahren, durch das die gegenseitigen Kontakte innerhalb einer Gruppe u. die bestehenden Abneigungen u. Zuneigungen ermittelt werden können.

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I
Soziometrie
 
[zu lateinisch socius »Teilnehmer« und griechisch métron »Maß«] die, -, allgemein die Messung sozialer Vorgänge und Erscheinungen. Im engeren Sinn stellt die Soziometrie ein Erhebungs- und Analyseverfahren zur Beschreibung der Struktur zwischenmenschlicher Beziehungen dar; dabei stehen Richtung und Intensität von Präferenzen (Distanz) in überschaubaren Gruppen im Vordergrund. Ihren eigentlichen Ursprung hat die Soziometrie in den Arbeiten von J. L. Moreno. Der soziometrische Test dient der Ermittlung von Sympathien und Antipathien zwischen Menschen, um das soziale Umfeld bestmöglich den Wünschen der Menschen anpassen zu können. Er findet in der Kleingruppenforschung, v. a. im erziehungswissenschaftlichen Bereich, vielfältige Anwendung (z. B. Schulklassen, Spielgruppen, Arbeitsgruppen). Ziel ist die Erforschung der Gruppenstrukturen und der diese bestimmenden individuellen Vorstellungen und Einstellungen gegenüber anderen. Dies hilft bei der Identifikation von Konfliktursachen und kann scheinbar unvernünftiges Verhalten auf die zugrunde liegenden zwischenmenschlichen Spannungen zurückführen. Die soziometrische Untersuchung beginnt meist mit einer schriftlichen Befragung von Gruppenmitgliedern bezüglich einer bestimmten Wahlsituation. Typ. Fragen sind: »Mit wem möchten Sie am liebsten zusammenarbeiten?« »Neben wem möchten Sie am liebsten sitzen?« Die Ergebnisse lassen sich grafisch in Form eines Soziogramms (Darstellung der abgegebenen Wahlentscheidungen durch Pfeile oder Linien zwischen den symbolisch repräsentierten Gruppenmitgliedern in einem Kreisdiagramm oder Koordinatensystem) oder, besonders bei einer größeren Anzahl von Gruppenmitgliedern, als Tabelle in einer Soziomatrix zusammenfassen. Ihre praktische Berücksichtigung ermöglicht die Selbstbestimmung, d. h. auch Veränderung (Restrukturierung) einer Gruppe und damit die Vermeidung oder Verringerung pathogener Reaktionen. Der Grundgedanke der Soziometrie erlebt im Bereich der empirischen Sozialforschung in der Netzwerkanalyse, die sich zumeist auf die Untersuchung größerer sozialer Systeme (z. B. Gemeinde, Unternehmen) konzentriert, eine Renaissance.
II
Soziometrie,
 
Sammelbezeichnung für alle Verfahren der empirischen Sozialforschung zur quantitativen Erfassung sozial-emotionaler Beziehungen innerhalb von beliebigen, meist aber kleinen Gruppen. In diesem Sinne ist die Soziometrie vor allem dann eine große Hilfe, wenn z. B. ein Lehrer, Sozialarbeiter, Ausbilder oder sonstwie für eine Gruppe Verantwortlicher sich ein genaueres Bild von den Verhältnissen in dieser Gruppe (Zu- und Abneigungen, Bindungen, Rangordnung usw.) machen möchte.
 
Zur Erfassung von Gruppenbeziehungen eignen sich verschiedene Verfahren, so u. a. die Beobachtung und die mündliche oder schriftliche Befragung. Im Rahmen der Befragungsmethode spielt das Wahlverfahren nach J. Moreno eine bedeutende Rolle, bei dem den Gruppenmitgliedern Fragestellungen wie z. B. »Neben wem möchtest du sitzen?«, »Mit wem möchtest du (bei einem bestimmten Anlass) zusammenarbeiten?« oder »Mit wem möchtest du am liebsten in der Freizeit zusammen sein?« vorgelegt werden. - Zur Darstellung der gefundenen Beziehungen dient das Soziogramm.

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So|zi|o|me|trie, die; - [↑-metrie] (Sozialpsych.): Testverfahren, durch das die gegenseitigen Kontakte innerhalb einer Gruppe u. die bestehenden Abneigungen u. Zuneigungen ermittelt werden können.

Universal-Lexikon. 2012.

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